Suizidgedanken bei LGBT*IQA+

11.
Dez
2023

Der Titel ist schon heftig und es fällt mir auch nicht besonders leicht, über dieses Thema zu schreiben. Doch finde ich, dass es sehr wichtig ist, darüber zu reden. Es gibt Themen in unserer Gesellschaft, die tot geschwiegen werden oder nur am Rande Erwähnung finden. Warum? Weil sie unbequem und unangenehm sind.

Es ist durch wissenschaftliche Studien belegt, dass LGBT*IQA+ Personen häufiger Suizidgedanken haben als… so beginnt fast jeder Artikel. Bei meiner Recherche fiel mir diese standardisierte Formulierung ins Auge. Ich glaube nicht, dass Menschen mit suizidalen Gedanken das hilft. Die Berichterstattung in den meisten Zeitungsartikel pauschalisiert dieses Thema sehr und bricht es zu einer Studie herunter. Doch dass es Schicksale, Menschen, Freunde und Familienangehörige sind, die mit diesen Gedanken zu kämpfen haben, erscheint dadurch sehr weit weg. Ich würde mir wünschen, dass die Berichterstattung genauer auf die Problematik und die auslösenden Ursachen eingeht, als auf Studien und wissenschaftliche Belege, die das Fühlen solcher Gedanken schon fast normalisieren, zumindest verharmlosen. Deswegen sehe ich auch davon ab Statistiken oder Grafiken widerzugeben.

Ich möchte mit diesem Artikel auf die Situation hinweisen und versuchen das Thema greifbarer zu machen. Aus meiner Sicht, steht ganz oben als Auslöser Angst:

Angst vor Mobbing, Angst unverstanden zu sein, Angst anderen ein Klotz am Bein zu sein und die Angst des Alleingelassen seins.

Der zweite Grund ist Schmerz. Schmerz seelischer Natur, von Verlust oder Abweisung.

Menschen die dem LGBT*IQA+ Bereich angehören, stoßen häufig auf eine Kombination aus allem. Der Sohn, der sich als schwul outet und deswegen gemobbt wird. Die Tochter, die der Familie eröffnet, dass sie eine trans Person ist und Angst hat, dass sie jetzt anders behandelt oder verstoßen wird.

Auch im Jahr 2023 sind das alles aktuelle Thematiken, die häufig passieren. Menschen sind verschieden und gehen verschieden mit ihren Problemen um. Das Wichtigste ist, Verständnis zu haben. Einerseits für die Person, die sich zum Beispiel outet, aber auch für das Umfeld, welches sich an diese eigen-wahrgenommene Veränderung gewöhnen muss.

Wenn eine Person sich einer anderen öffnet, dann ist das ein riesiger Vertrauensbeweis. Die Person möchte sich mitteilen, nicht verhöhnt oder platt geredet werden. Sie will sich mitteilen und wen zum Zuhören haben. Natürlich ist nach solch einer Offenbarung der Sexualität normal, dass Fragen gestellt werden, doch es muss respektiert werden, wenn die geoutete Person Stopp sagt. Sie wird sich weiter öffnen, wenn sie bereit ist.

Ähnlich verhält es sich mit Personen, die Suizidgedanken haben und diese äußern. Diese Menschen brauchen eine Person, die zuhört. Die sie nicht verspottet oder mit Phrasen abspeist. Die zuhörende Person kann hier auch gerne auf Hilfsangebote, wie zum Beispiel die Telefon-Seelsorge (116 123), verweisen. In akuten Fällen kann auch die Polizei (110) oder der Rettungsdienst (112) hinzugezogen werden. Das Wichtigste ist, für die Person mit Suizidgedanken, da zu sein.

Sollte eine Person sich abkapseln und zurückziehen, ist diese meist auch für Gespräche nicht zugänglich. Trotzdem muss versucht werden, auch diese Person zu erreichen. Gebt nicht auf, nur weil beim ersten Versuch kein Gespräch zustande kommt. Versucht es weiter und signalisiert, dass ihr da seid.

Ein Leitfaden hat die Telefon Seelsorge online gestellt: https://www.telefonseelsorge.de/wp-content/uploads/2020/02/Handreichung-bei-Suizidank%C3%BCndigungen.pdf

 

LGBT*IQA+ haben immer noch im Verhältnis zur Gesamtgesellschaft mehr mit Mobbing, Diskriminierung und Hass zu kämpfen.

Das Zuhören und für Jemand anderen da zu sein, ist wichtig. Lasst die Person mit Suizidgedanken spüren, dass sie nicht allein ist. Eine Depression oder depressive Verstimmungen kann jede Person bekommen. Menschen mit Suizidgedanken brauchen Hilfe. Schaut nicht weg, verharmlost es nicht.

Das menschlichste an uns ist, dass wir in der Lage sind, uns in andere hineinzuversetzen. In der Hektik und im Stress des Alltags, vergessen wir all zu oft, dass wir auch nur Menschen sind. Wenn alle Verständnis für andere zeigen würde, wäre unser Zusammenleben einfacher.

Vor allen in der Weihnachtszeit nehmen Suizide zu. Achtet auf die kleinen Signale, die solche Gedanken ankündigen und ruft rechtzeitig Hilfe.

Hier die Telefonnummern: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 oder 116 123