Stadtfest 3 Tage Marburg 2018

08.
Juli
2018

Das Stadtfest „3 Tage Marburg“ vom 6. bis zum 8. Juli 2018 war ein Kraftakt, den wir gerne gegangen sind. Allen Beteiligten waren die Bein- und Fußschmerzen schnell vergangen, mit dem Gedanken, in Marburg für mehr LGBT*IQA Vielfalt gesorgt zu haben. Die Aktionen sind bei den vielen Besuchern gut angekommen.

Ein dickes Lob an Flo, Christian H., Udo, Markus, Jens, Timo, Marco, Saskia, Kai, Stephanie und Lisa für die vielen Stunden Einsatz.

Der Stand und die Aktionen für
„3 Tage Marburg“ (3TM) wurden gefördert vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI).

langer Bericht

Das Stadtfest selbst war für alle Beteiligten ein großer Erfolg. Für uns als Standbetreiberin eines einzelnen Standes können wir ebenfalls abschließend einen Erfolg des Projektes betrachten.

Dabei lässt sich sagen, dass die Erwartung anders ausfiel als vorher gedacht, trotzdem ein voller Erfolg auf jeder Hinsicht war.

Freitag

Mittags begann der Aufbau unseres Standes. Der Standplatz selbst war dabei perfekt: Direkt beim Eingang zum „Markt im Park“ im Schlosspark des Marburger Schlosses standen wir vor dem Rosengarten und alle besuchenden Menschen sind an uns vorbeigekommen, da die beiden Zugänge von Vorne und von der rechten Seite lagen. Die Standnachbarn – ein Verkaufsstand, eine Partei und eine Umweltschutzorganisation – waren ebenfalls förderlich unseres Standes. Diesen haben wir in schrillen, auffälligen Farben gehalten. Der Aufbau des Standes selbst war offen umgesetzt, so dass Menschen schon optisch erkennen konnten, in den Pavillon zu kommen. Vor dem Banner waren Tische mit Informationsmaterial aufgestellt, von denen sich Interessierte bedienen konnten.

Das Motto „Facetten der Vielfalt“ zog sich so durch den Stand. Neben dem großen Banner im Pavillon waren auch seitlich Hinweise auf dieses zentrale Motto geführt. So lud das Motto schon am Nachmittag für Gespräche mit Passanten ein.

Die Themen reichten von einfachen „was bietet ihr denn hier“ bis zum „wozu brauchen wir noch mehr Gleichstellung“. Alle Gespräche und Kontakte liefen freundlich und friedlich ab. Lediglich eine fragende Person stellte unsere Geduld auf die Probe: Nachdem wir erklärt haben, was wir hier machen und wofür wir einstehen, trafen wir auf Unverständnis und wie wir auf die Idee kämen, dass Menschen sich ihr Geschlecht aussuchen könnten. Wenn Menschen denn ihr Geschlecht ändern könnten, dann könne wohl auch festgelegt werden, dass der Geburtsort der Mond sei. Der O-Ton dazu: „Dann könnte ich ja auch sagen, dass ich auf dem Mond geboren bin“. Dieses Gespräch dauerte zwar nur etwa zehn Minuten, machte dabei klar, dass es wichtig und richtig ist, weiter für Aufklärungsarbeit zu stehen.

Für Aktion am Abend hatten wir eine Lostrommel, gefüllt mit Bällen. In den Bällen selbst waren Sprüche auf Zetteln, welche positiv oder negativ über LGBT*IQA aussagen. Die Interessierten haben Bälle gezogen und den Spruch bzw. das Zitat vorgelesen. Dabei entstanden rege Diskussionen bei den negativen Sprüchen. Bei den Positiven gab es eine Kleinigkeit. Insgesamt war diese Aktion lustig und brachte sicherlich die eine oder andere Person zumindest kurz zum Nachdenken.

Nach 22 Uhr wechselten wir zur zweiten Aktion und holten die Knicklichter raus. Die sechs verschiedenen Farben waren im Vorfeld ihrer Bedeutung zwar definiert, doch die Besuchenden freuten sich mehr über die knallbunten Farben.

Den ganzen Abend über gab es keine Zwischenfälle und wir konnten um halb eins zusammenpacken. Es wurde spürbar leerer auf dem Platz und wir konnten den Pavillon schließen.

Samstag

Vormittags bei der Ankunft waren wir erfreut, dass alles so war, wie wir es in der Nacht hinterlassen haben. Unsere Befürchtungen von Vandalismus haben sich nicht bestätigt. So konnte der Stand geöffnet werden und wir haben die Aktion „durchqueere die braune Suppe“ gestartet.

Wie am Vortag waren überwiegend Familien unterwegs und sind durch den Park geschlendert. Für die Kinder waren die Luftballons und das Quiz besonders Interessant, aber auch das Pusten der Entchen durch die Rinne war mit Spaß verbunden.

Informationen rund um unsere Arbeit und den Vereinen konnten wir an die Interessierten bringen. Immer wieder – auch am Sonntag – kamen dabei der Presseartikel der Oberhessischen Presse als Thema auf. Dabei stellten wir klar, was ein CSD ist und warum wir das brauchen und besonders, dass es keine „Homo-Party“ ist. Wenn das Gleiche knapp 40 Mal (alle Tage) erzählt wird, ist es sehr ermüdend. Besonders viel dabei ein längeres Gespräch auf, bei der die Frage gestellt wurde, warum sich Schwule und Lesben immer so bunt und schrill zeigen müssen im Fernsehen, wenn es um die Berichterstattung eines CSD geht. Dabei kam im Gespräch raus, dass dieses Übertriebene als „unverhältnismäßig“ persönlich gesehen wird. Unserer Argumentation, dass ein CSD der (übertriebenen) Darstellung bedarf und der ideale Ort ist, wurde gefolgt und so wurde mit einem positiven Gefühl das Gespräch beendet. Es bleibt bei uns hängen, dass die Unsichtbarkeit von LGBT*IQA im Alltag dazu beiträgt, dass explizite Veranstaltungen als „maßlos übertrieben“ gesehen werden können, obwohl dass ein Ziel ist und zugleich Nährboden für Unverständnis und Ablehnung begründen kann. (Hier sehen wir Verbesserungspotential, was unsere Darstellung in den Medien angeht. Geht es doch darum, schrill und bunt zu sein, doch nur als Mittel zum Zweck und nicht als pauschale „so sind alle“.)

Der Nachmittag verlief ebenfalls ruhig und am Abend tauschte sich das familiäre Publikum gegen ein jugendlicheres fast vollständig aus. Wir konnten merklich den Alkoholpegel steigen sehen, doch es gab keine Probleme. Selbst Angetrunkene waren höflich, freundlich und teilweise interessiert.

Besonders bei unsrer Aktion „Kondomgeschmackraten“ hatten wir Bedenken, dass es Zwischenfälle geben könnte. Doch diese blieben aus, auch wenn nur 27 Menschen daran teilgenommen haben. Für die war es ein lustiger Spaß.

Nachdem die letzte Band im Park ihr Spiel beendete, verließen fluchtartig die Besucher das Gelände und wir konnten um 1 Uhr morgens den Pavillon verschließen.

Sonntag

Der dritte Tag begann mittags mit „durchqueere die braune Suppe“ und brachte wieder viel Freude. Informationsmaterial wurde verteilt und Gespräche geführt. Für die Kinder wurde es Interessant als Kai unser Hund (müsste eigentlich eine Katze sein) als Furry vor dem Stand die Augen auf sich richtete und Informationsmaterial verteilte. Gerade einmal vier Kinder fanden ihn unheimlich, für den Großteil waren Umarmungen und Berührungen wichtiger. Fotos wurden mit ihm sehr viele gemacht. Nicht nur Eltern, die ihre Sprösslinge mit ihm fo-tografierten, sondern auch Erwachsene, die sich mit ihm ablichten ließen, waren für alle ei-ne Freude.

Der Nachmittag ging so schnell vorüber und wir konnten den Abbau pünktlich beginnen.

Schluss

Zusammenfassend lässt sich, dass es anstrengende, dabei schöne Tage waren. Die Vorbereitungs-, Durchführungs- und Nachbereitungszeit war enorm und für alle beteiligten eine Herausforderung. Das Wetter spielte mit, so war es trocken und nicht zu heiß.

Die meisten Aktionen wurden gut aufgenommen und haben geholfen, dass Ziel umzusetzen.